Von unseren Freunden aus Herne erhielten wir einen Bericht über das Projekt "Armenküche Baglas Puszta". Schön zu hören, das sich auch in Herne engagierte Leute für Zigeuner in Ungarn einsetzen. Der nächste Transport geht schon in der Woche nach Ostern nach Kaposfö.
Gute Fahrt und Gottes Segen für eine glückliche Heimkehr!
Hier der Bericht der Vinzenzkonferenz:
Projekt „Armenküche Baglas Puszta“ - Entwicklungen 2008 - 2013
Veranlasst und vermittelt durch den im Jahre 2011 verstorbenen „Zigeuner-Seelsorger“ Lothar Weiß, bis zu seinem Tode Pfarrer in St. Marien Herne-Eickel, haben wir im Juni 2008 mit Hilfstransporten nach Ungarn begonnen. Unser Anspechpartner ist Pfarrer Laszlo Somos in Kaposfö/Ungarn, ca. 70 km südlich des Balaton-Sees gelegen, der dort neben anderen kleineren Zigeunersiedlungen insbesondere die in Baglas Puszta betreut
Bei unserem ersten Kontakt waren wir schopckiert und entsetzt über die Lebensbedingungen der dort lebenden Zigeunerfamilien (ca. 400 Personen). Sie lebten in heruntergekommenen, baufälligen Gebäuden, die früher zu einer ansässigen Schweinezucht-Kolchosen gehörten. Strom und Wasser sowie Kanalisation waren nicht vorhanden, lediglich eine öffentliche Wasserpumpe stand zur Verfügung.
Die Menschen hausten dort unter unvorstellbaren Umständen, Hygiene war praktisch unbekannt, die Beschaffung von Nahrung das größte Problem. Oft wurde auf Müllkippen Verwertbares gesucht.
In den Folgejahren führten wir weitere Hilfstransporte durch, bis zum heutigen Tage insgesamt 12. Schwerpunkt war und ist Bekleidung sowie Haushaltsgegenstände und Fahrräder. In dem zwischenzeitlich mit Unterstützung des ungarischen Bischofs erbauten Gemeinschafts- und Sozialgebäude gibt es nun einen Wasseranschluss, sodaß dort Duschen gebaut und von uns überbrachte Waschmaschinen in Betrieb genommen wurden. Unter Anleitung des Pfarrers, seiner Sozialarbeiter und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen werden die Familien in Dingen von Sauberkeit und Hygiene angeleitet und die Kinder bei Schularbeiten unterstützt. Die bewohnten Häuser sind und werden abgedichtet und soweit möglich repariert und saniert.
Das wichtigste Projekt ist nun die Errichtung einer Armenküche, damit sowohl die in dieser Siedlung als auch in benachbarten, verstreuten Gebieten lebenden Zigeuner ausreichende und gesunde Nahrung erhalten können. Das gilt insbesondere für die Kinder und die Schulkinder, die am Wochenende keine Schulkost erhalten.
Das für das Projekt zur Verfügung stehende Gebäude ist inzwischen größtenteils saniert, repariert und umgebaut worden. Aus nachstehenden Fotos ist der frühere Zustand sowie der heutige ersichtlich.
Nach dem Plan eines vom Pfarrer beauftragten örtlichen Architekten wird das Gebäude zur Aufnahme der Armenküche nun entsprechend saniert, umgebaut und mit den erforderlichen Anschlüssen (Strom, Wasser) versehen. Dazu ist u.a. ein alter Brunnen zu beseitigen bzw. der Brunnenschacht auszufüllen und das Vorgelände zu befestigen, damit später ein Lkw zum Abpumpen des Abwassers aus dem im Boden versenkten Auffangbehälter vorfahren kann.
Die Gesamtkosten wurden zunächst mit etwa 16 TEUR veranschlagt. Die Vinzenz-Konferenz St. Marien hatte Mitte 2012 einen Betrag von 15 TEUR fest zugesagt, damit die Arbeiten beginnen konnten.
Die Holz-Unterkonstruktion des Daches, ein Großteil der Dachschindeln
die Dachrinnen wurden erneuert. Die
Kamine wurden neu gemauert, neue Fenster und Türen eingesetzt. Im Inneren wurden Mauern entfernt bzw. neue errichtet sowie Durchbrüche geschaffen. Strom- und Wasserleitungen mit entsprechenden Anschlüssen wurden installiert
Neben dem Küchenraum wurde eine Toilette mit Dusche errichtetZum Jahresende 2012 sind die Baumaßnahmen zum großen Teil abgeschlossen, lediglich in 2 Räumen müssen noch Fenster und evtl. der Fußboden erneuert werden. Die erforderliche Ausstattung mit Kochgeräten und Geschirr ist bestellt und wird in Kürze geliefert, sodaß die Küche nun im Frühjahr 2013 in Betrieb genommen werden kann. Damit geht für den Pfarrer ein Herzenswunsch in Erfüllung und wird das Leben der Siedlungsbewohner (insbesondere der Kinder) wesentlich einfacher und gesünder.
Die Kosten nach bisher vorliegenden Rechnungen bzw. Kalkulationen für die noch offenen Positionen belaufen sich auf ca- 21 TEUR (einschl. Ausstattung mit Töpfen, Geschirr usw). Der größte Teil der Kosten ist durch die Zusage der Vinzenz-Konferenz und bisher eingegangene Spenden abgedeckt.
Wie geht es weiter?
Eine große Aufgabe liegt noch vor dem Pfarrer und der Vinzenzkonferenz: Die dauerhafte Beschaffung und Finanzierung der Nahrungsmittel und die Organisation der Küchenbewirtschaftung. Dafür sind lfd. finanzielle Mittel erforderlich. Die Vinzenz-Konferenz St. Marien Eickel überlegt zu diesem Zweck einen
„Förderkreis Armenküche Baglas Puszta“
ins Leben zu rufen, dem sich andere Konferenzen oder sonstige Vereinigungen ebenso wie Einzelpersonen anschliessen können. Wenn von mehreren Seiten ein dauerhafter monatlicher Kostenbeitrag zugesagt und entrichtet wird sollte eine solche dauerhafte Hilfeleistung möglich sein.
Letztlich ist das Projekt auch ein kleiner Beitrag zu dem großen, europaweit diskutierten Problem „Hilfestellung für Roma“ in Verbindung mit Problemen bei der Migration und Aufnahme in westeuropäischen Ländern. Hilfe vor Ort, also da, wo die bedauernswerten Menschen leben, hilft direkt im Lebensumfeld dieser Menschen und vermeidet Probleme in Aufnahmeländern, also auch in Deutschland.